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  • Gerold Schlegel

Die abgefahrenste Oase von Sri Lanka - HelgasFolly.com

Aktualisiert: 25. März 2021


Der Schrein

Farben und Formen mit Geschichte und Sinn

Kaum angekommen am Flughafen Kloten und eingecheckt kam mir die Idee. Ich steuere auf Press & Book zu: Wer weiss, vielleicht gibt’s ein GEO Spezial über Sri Lanka. Bingo. Während dem Flug blä­t­te­re, lese und studiere ich das Heft. Mache mir Notizen. Da stosse ich auf eine Perle, die ich mir unbe­dingt ansehen will. Heute weiss ich, wer nicht mind. 2-3 Nächte dort übernachtet, kommt nicht an die Geschichte und an den Zauber dieses Ortes heran. Das Haus, das spukt so die lokale Bevölkerung. Es ist aus einer Welt, die an Kindheitstage erinnert. Die Kulisse hat Facetten von HR Giger, Geisterbahn und Alice im Wunderland. Ja auch Dali könnte die Hände im Spiel gehabt haben. Alles kräftig mit viel Farbe und Bildern gemischt, Möbeln aus längst vergangenen Tagen.

Das Licht, wie die Wirkung der Räume, Farben und Muster ändern stündlich. Abgesehen von der Jahreszeit. Abends, wenn Ruhe einkehrt, die letzten Gäste gegangen sind, wird’s richtig abgefahren. Keiner, der vielen Touristen die ab 15 00 Uhr im Schnellzugstempo durchs Hotel schleichen und Bilder machen, kriegen das mit. Noch viel weniger der Hintergrund und die Entstehung dieses magischen Ortes. Geschaffen von Menschen, die nur ganz wenig populär wie bekannt sind. Menschen wie du und ich. Kunst kann Menschen heilen. Volontäre malen hier, um gesund zu werden.

Der Beitrag von Helga Blow und ihrem Hotel Helgasfolly in Kandy fesselt mich. Bei mir kommen sofort Plätze d.h. Orte in Sinn, die mir als Mensch einfach wohltun: Vielfalt Formen, Farben, Muster, Einzigartig und Kreativität wird möglich. Der Geist ist nicht mehr eingesperrt.

- Bruno Weber Park in Dietikon

- Skulpturenpark Bernhard Luginbühl Mötschwil

- Peter Burkhart Mühle Hunziken Rubigen - bis vor Sanierung des heutigen Besitzers

- Il Giardino die Tarocchi von Niki Saint Phalle, Toskana

- Ferdinand Cheval „Chevals Palais ideal“ Hauterives

- Anton Gaudi mit Park Guell und Sagrada Familia Barcelona

- Knochenkirche in Sedlec einem Vorort von Huttenberg (Kutnà Hora) Tschechien

- Etc.

Ein geschichts­trächtiger Ort. Das Haus wurde 1930 erbaut und 1950 mit einem Hotelzimmer-Anbau ergänzt. Die erste asiatische Architektin, eine Tante plant und realisiert das Konzept. Helga ist hier gebor­en und hat in England studiert, heiratet im zarten Alter von 17 Jahren. Die Ehe scheitert, sie wird ge­schie­­den und so reist Helga wieder zurück nach Kandy, in ihr geliebtes Elternhaus. Sie heilt ihre daraus entstandene Depres­sion mit Malen. Ein erstes Hotelzimmer kriegt Farben und Muster die knallen. Der Startpunkt für das was in Helgas Folly entsteht. Kunstvielfalt von Menschen für Men­schen. Keine grossen Namen Menschen wie du und ich, haben sich hier ausgetobt. Gemalt, geklebt, geformt, geschnitten etc. nichts war vor dem Zugriff und der Verarbeitung sicher. Ja, auch das wertvolle Porzellan hat seinen Platz gefunden: an die Wand geklebt. Auch die Skulp­turen haben es in sich. Die vielen Skelette wirken für die meisten Touristen gruselig. Dabei bringen sie zum Ausdruck, dass wir alle gleich sind unabhängig von Status, Hautfarbe, Nationalität – Punkt.

Helga ist exzentrisch und gleichzeitig unglaublich scheu. Die Model-Karriere bei Dior trau­ten ihr nur wenige zu. Obwohl dazumal bereits eine charismatische, distanzierte, eigenwillige wie hüb­sche Dame. Ohne Fächer in der Hand oder den Stock aus Eisenholz, ihre überdimensionierte Brille und abgefahrene Bekleidung kaum anzu­treffen. In der Öffentlichkeit pflegt sie das Image. In der Woche, in der ich mich 6 Nächte diesem Zauber aussetzen konnte, traf ich sie erst am letzten Tag. Sie kam zum Tee. Ich konnte mich fast 2h austauschen. Die mitgebrachten Belper Knollen und der Käse mit den Hanfsamen von Jumi Boll, hat sie begeistert an sich genommen. Ja, auch ich setze mal etwas Beeinflussung bewusst ein. Ihre Allergie zwingt sie zu Ziegen- und Schafskäse. Das hindert sie nicht, mit Pillen die allergische Reaktion zu dämpfen, und den Käse trotzdem zu geniessen. Auch ihre Sicht zur Religion, die im ganzen Hotel immer wieder zum Thema wird, einzigartig: Ein Tempel mit verschiedenen Eingängen.

Die Hintergründe und geschichtlichen Zusammenhänge von Helgas Folly, der Familie und deren Rolle im Bemühen um die Unabhängigkeit Sri Lankas, erfahren. Ihr Grossvater hat hier einen zentralen Anteil gehabt. Die Liste der Gäste, die Geschichte schrieben und die Welt bewegten, ist gross. Fangen wir dem 1954 produzierten Film «Elefanten Pfad» an. Ein grosser Teil des Films wurde in der Gegend um Kandy gefilmt. Die Schauspieler wie Elisabeth Taylor, Peter Finch und die Führungsriege haben in Helgas Folly 1953 genächtigt. Kurz nach der Fertigstellung des Hotels. Es geht weiter über Gäste wie Mahatma Gandhi, Rockstars, die unerkannt bleiben wollten zu Hauf. Da sind welche drun­ter, die die Zunge rausstrecken und sich dick mit Farbe Sterne und Muster ins Gesicht malen. Andere, die auch mit der Zunge musizieren, haben aber mehr mit Steinen zu tun. Das Zimmer von Mahatma Gandhi ist an Einfachheit nicht zu übertreffen. Quasi die Abstellkammer im Erdgeschoss. Kein Fenster und in die hinterste Ecke gebaut. Indira Gandhi hat im Zimmer 12 A genächtigt. Ich hatte das Glück im Zimmer daneben zu sein, wo Peter Finch genächtigt hat.

Ich habe mir jeden Abend einen neuen Platz sprich Tisch zum Essen ausgesucht. Auch der grosse 8er Tisch im abschliessbaren Refugium von Helga, wo der Aufgang in die darüber liegende Wohnung führt. Die Wirkung eher wie bei Arthur und seinen Rittern zu Tisch. Die Räume wirken je nach Tageszeit und Licht unglaublich unterschiedlich. Das geniesse ich doppelt. Das alleine Essen ist kein Grund um traurig zu sein. Es gibt viel zu sehen und nachzuspüren. Sei es im roten verspiegelten oder grünen Zimmer. Mein Schreibstau ist aufgehoben. Ich suche mir die unterschiedlichsten Plätze aus. Von Garten, Poolareal, Terrassen und Innenräumen. Die Gedanken können reisen. Herrlich.

Help save the next Girl. Begegnet mir immer wieder. Jetzt endlich weiss ich den Hintergrund und mir wird die Tragik klar. Eine Kunststudentin kam nach Abschluss ihres Studiums für 6 Monate zu Helga. Sie hat gleich beim Eingang links von der Rezeption ein Wandbild gemalt das Sri Lanka wiedergibt. Nachdem das fertiggestellt war und sie wieder nach England ging wurde die junge Frau vergewaltigt und im Wald verscharrt. Erst 3 Jahre nach dem Tod wurde der Serienkiller gefasst. Einen Teil der Asche fand den Weg nach Kandy in Helgas Folly. Die Asche wurde mit den verwendeten Farben des Bildes gemischt, das prominent in der Nische steht.

Schaut Euch das an, wenn ihr in Sri Lanka seid. Und bucht mindestens 2-3 Nächte, um das Ganze eher erfassen zu können. Der Service ist freundlich, hilfsbereit und aufmerksam. Die Küche einfach, doch mit viel Gusto.

Jetzt im Buchhandel erhältlich (sorry, in Deutsch only): Icebear Chieftain Gerd Haisch's Sri Lanka Logbuch "Einbahn ins Paradies", 752 Seiten, Waldgut Verlag

Hier gleich online bei Amazon bestellen: http://www.amazon.de/dp/3037401192

Am 28.3.2019 um 18 30 Uhr in Rubigen in den Räumen (Remise) der Dr. Werner Sidler Stiftung, berichte ich. Platz Reservation: www.financialcoach.ch - a-z@financialcoach.ch - 031 711 52 54

Der Schrein

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